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05.12.2023 Oberösterreich

All you need is less

Aufbruch in eine Ökonomie des Weniger

Impulsvortrag von Niko Paech am 22. September 2023 im Alten Rathaus in Linz.

 

„Die Hoffnung, dass wirtschaftliches Wachstum durch technischen Fortschritt nachhaltig oder klimafreundlich gestaltet werden kann, ist längst an der Realität zerschellt. Durch das offenkundige Scheitern der ökologischen Modernisierung stellt sich die Frage nach ökonomischer Verantwortung völlig neu: Was darf sich ein einzelnes Individuum an materiellen Freiheiten erlauben, ohne über seine ökologischen und damit zugleich sozialen Verhältnisse zu leben?“

Grünes Wachstum ist nicht Teil der Lösung, sondern des Problems. Der technologische Fortschritt wird weit überschätzt. Die technische Optimierung (Effizienz und/oder Konsistenz) der Gebäude sagt nichts über die tatsächlichen Energieverbräuche aus, weil das Nutzerverhalten ebenfalls entscheidend ist.

Eine Postwachstumsökonomie, wie sie Niko Paech vertritt, hätte folgende Transformationsebenen:

 

Suffizienz: Entrümpelung, entschleunigter Lebensstil, Reduktion der Erwerbsarbeitszeit auf 20 Stunden.

Subsistenz: Eigenproduktion, Instandhaltung und Reparatur, Gemeinschaftsnutzung, gemeinnützige Arbeit
Regionale Ökonomie: deglobalisierte Wertschöpfungsketten, regionale Währung
Industrieller Sektor: Umgestaltung statt Neuproduktion, dauerhaftes Produktdesign, Reparabilität, Renovation, Ressourcengewinnung durch Entsieglung und Rückbau

 

Es war ein packender Vortrag, nachzuhören unter folgendem Link: https://de.cba.fro.at/636338

 

Ohne die vorgeschlagenen Maßnahmen – Reduzierung unseres üppigen und ressourcenaufwändigen Lebensstils – prinzipiell in Frage zu stellen, habe ich doch im Nachhinein erhebliche Zweifel an der raschen Umsetzbarkeit all dieser Maßnahmen.

 

Vor allem die Genderfrage beschäftigt mich in dem Zusammenhang. Schon jetzt leisten Frauen Teilzeitarbeit, um die Betreuung ihrer Kinder und alten Familienangehörigen zu ermöglichen. Sie verzichten dabei auf Erwerbseinkommen und in der Folge armutsvermeidende Pensionen. Auch sind nicht alle Menschen in der Lage, Eigenarbeit im erforderlichen Ausmaß zu leisten.

Unsere kapitalistische Produktions- und Lebensweise muss definitiv überwunden werden, wollen wir unseren enormen Ressourcenverbrauch und die CO2-Emissionen empfindlich senken. Der Diskurs unter welchen sozialen Bedingungen das realisierbar ist, muss meines Erachtens noch geführt werden!

 

Zur Person: apl. Prof. Dr. Niko Paech studierte Volkswirtschaftslehre, promovierte 1993, habilitierte sich 2005 und vertrat den Lehrstuhl für Produktion und Umwelt an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg von 2008 bis 2016. Derzeit forscht und lehrt er an der Universität Siegen im Masterstudiengang Plurale Ökonomik.

 

 

Literaturtipp zum Thema

Katja Gentinetta und Niko Paech
Wachstum
Westend Verlag, 2022, 112 Seiten
aus der Reihe Streitfragen

 

Doris Eisenriegler Portrait
Doris Eisenriegler

Finanzreferenztin der Generation plus Österreich, Obfrau der Generation plus Oberösterreich

[email protected]
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