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30.08.2022 Wien

Genug Essen für alle Tel­ler

Feld mit Pflanzen

Die Ukraine gehört zu den wichtigsten getreideproduzierenden Staaten der Welt. So wie Russland. Der Ukraine-Krieg wirkt sich auch auf die Getreideernte aus. Warum unsere Teller trotzdem nicht leer bleiben werden, ist schnell erklärt: Es ist genug für alle da. Wenn wir das Getreide richtig verwenden.

 

Der Krieg in der Ukraine bedeutet abgesehen vom unvorstellbaren Leid für die Bevölkerung eine enorme Zerstörung von Ressourcen. Zudem verursacht er einen massiven, wenn auch wenig thematisierten, Schaden an Umwelt und Klima. All das hat natürlich negative Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion im Land. Aber im Rest von Europa müssen wir uns keine Sorgen um unser tägliches Brot machen.

 

Große Verschwendung

Die EU gehört neben Russland und der Ukraine zu den Weizen-Exportriesen der Welt. Laut ITC (International Trade Center der WTO und UN) exportieren allein Deutschland, Frankreich und Rumänien mehr Weizen als Russland, die Nummer 1 auf der ITC-Exportlste. Davon abgesehen geht die EU und damit auch Österreich mit dem wertvollen Agrarprodukt Getreide recht verschwenderisch um. Bis zu 80% davon könnten wir essen. Aber nur 17% landen in Österreich auf unseren Tellern und in unseren Brotkörben. 47% werden für Viehfutter verwendet. In Deutschland sind es gar 60% der dortigen Getreideernte. 31% des österreichischen Getreides werden industriell verarbeitet. Die wandern vor allem in die Autotanks. In ganz Europa sind das täglich 10.000 t Weizen. Damit könnten wir pro Tag 15 Mio. Laib Brot backen. Zu allem Überfluss werden in Österreich jährlich rund 210.000 t Brot weggeworfen.

 

Ineffiziente und klimaschädliche Verwendung

Es gibt also bei uns keinen Grund zur Sorge aufgrund geringerer Getreideexporte aus der Ukraine. In Teilen von Afrika hingegen drohen Hungersnöte. Wenn wir insgesamt weniger Fleisch essen, bleibt für alle mehr. Warum? Die Fleischproduktion braucht enorm viel Futtermittel. Bis ein ein Kilo schweres Hendl am Grillspieß dreht, hat es mehr als drei Kilogramm Kraftfutter verzehrt. Für ein Kilogramm Schweinsschnitzel braucht es gleich sechseinhalb Kilogramm hochwertiges Futter. Am allerschlechtesten ist die Bilanz beim Rindfleisch. Wer ein großes 1kg-Steak auf dem Teller haben will, muss dafür vorher einen großen Sack mit 25kg feinster Körner in einen Mastochsen gesteckt haben lassen.

Wertvolle Nahrungsmittel wie Getreide und Ölpflanzen zu Futter für Autos zu verarbeiten, grenzt an Obszönität. Nicht nur werden dadurch Nahrungsmittel für Menschen knapper, sondern die Agrotreibstoffe sind auch umwelt- und klimaschädlich. Sie sind keineswegs CO2-neutral, wie die Befürworter:innen gerne behaupten. Düngemittel und Agrogifte für den industriellen Anbau schaden Umwelt, Klima, Wasser und Gesundheit. Eine aktuelle Studie der deutschen Umwelthilfe kommt zu dem Ergebnis, dass der immense Flächenverbrauch für Agrosprit klimaschädlicher als fossile Kraftstoffe ist.

 

Wie geht es weiter mit der Ernährungssicherung?

 Der Weltagrarbericht, für den rund 500 Wissenschafter:innen aus verschiedenen Bereichen und aus 86 Ländern fünf Jahre lang geforscht haben, kam 2008 zu folgendem Schluss: Kleinbäuerliche und ökologische Landwirtschaft kann die Welt ernähren, auch die neun Milliarden Menschen, die für 2050 prognostiziert werden. Die kontinuierlichen Ergänzungen dazu bestätigen bis heute dieses Ergebnis. Es reicht, dass wir uns an die drei T-Regel halten: Trog, Tank, Tonne. Also weniger Fleisch essen (Trog), weniger Agrosprit in den Tank füllen und weniger wegschmeißen (Abfall-Tonne).

Allerdings führt die Klimakrise zur kontinuierlichen Abnahme der weltweiten fruchtbaren Flächen. Und dazu trägt die aktuelle (industrielle) Landwirtschaft im Gegensatz zur kleinbäuerlichen und ökologischen enorm bei: Kunstdünger führt zum Supertreibhausgas Lachgas, Agrogifte verseuchen Umwelt und Wasser, schwere Maschinen ruinieren die Böden. Die als Lösung propagierten genetisch veränderten Pflanzen brauchen industrielle Landwirtschaft, Pflanzengifte und besonders viel Wasser, das immer knapper wird. Zudem gefährden sie die biologische Vielfalt, die wir gerade jetzt für die Anpassung an die Erderwärmung dringend brauchen.

 

Weiter wie bisher ist keine Option!

Der Weltagrarbericht mahnte eindringlich: Weiter wie bisher ist keine Option! Aber seit 2008 hat ihn die Politik weitgehend ignoriert. Und nun wird der Krieg in der Ukraine als Argument dafür missbraucht, die Rücknahme zögerlicher Maßnahmen hin zu einem Ansatz einer Agrarwende zu fordern. Dabei gibt es keinen Grund zur Panik in Europa.

 

Quellen:

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/international/2150303-Ukraine-war-2021-weltweit-fuenftgroesster-Weizenexporteur.html#:~:text=Die%20größten%20Weizen-Exporteure%20waren,Schätzungen%20zufolge%20etwa%2020%20Mio.

https://www.derstandard.at/story/2000134418601/vier-von-fuenf-kilo-getreide-werden-in-oesterreich-verfuettert-oder

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220223_OTS0212/restlos-gut-brotverschwendung-stoppen

https://www.global2000.at/fleischkonsum-oesterreich

https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/neue-studie-der-deutschen-umwelthilfe-offenbart-immenser-flaechenverbrauch-macht-agrosprit-klimaschae/

https://www.greenpeace.de/publikationen/Biosprit_Faktencheck.pdf

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Einladung Welttellerfeld

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