Österreich ist kein sicheres Land für Frauen
Diesen Satz müssen wir wieder und wieder aussprechen und er sollte uns wütend machen. Nicht nur betroffen.
Wir sprechen über die Wut der Männer, die sie irgendwann zu Frauenmördern werden lässt. Aber wir sprechen wenig über die Wut der Frauen, die zusehen müssen, wie Frauen in ihrem eigenen Land gemordet werden. Niemand mag wütende Frauen. Wütende Frauen, da fallen uns Bilder wie Greta Thunberg bei ihrer Rede ein und die Herabwürdigungen, die damit für sie verknüpft waren. Die Wut der Frauen über Ungerechtigkeiten wird klein gemacht, dies ist Teil der Geschlechterungleichheit. Wer wütend sein darf, ist keine geschlechtsneutrale Sache. Die Wut der Männer ist „normal“, die Wut der Frauen wird abgelehnt, lächerlich gemacht, abgestraft.
Wut stört, sie fordert Auseinandersetzung und ein Ende der Ignoranz. Die Wut über das Ermorden der Frauen in Österreich muss lauter werden und deutlicher benennen was ist: Wir haben ein Problem mit Männergewalt. Das macht uns wütend. Wir, das sind die Frauen und die Männer in unserer Gesellschaft.
Noch immer haben wir Schwierigkeiten das Thema geschlechterübergreifend anzugehen. Beim Thema Opferschutz sind wir uns schnell einig, aber um Gewaltkreisläufe zu durchbrechen muss dort angesetzt werden, wo die Gewalt entsteht, müssen wir bei jenen ansetzen, die die Gewalt ausüben. Und das sind die Männer.
Es ist 2021, und ja, es ist ein unangenehmes Thema. Männer und Jungen müssen dabei unterstützt werden, damit ihre Wut und Frustration nicht in Aggression umschlagen, die in Gewalt gegen Frauen und/oder auch Kinder mündet. Denn bei normaler Sozialisierung in unserer Gesellschaft gelingt dies nicht bei allen Männern und Jungen, zu viele erlernen auch heute noch toxische Männerbilder von Dominanz und Besitzansprüchen gegenüber Frauen.
Das ist kein Problem der Anderen, sondern unsere gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Wir müssen der Gewalt den Nährboden entziehen und paradoxerweise braucht es dafür die Wut. Diese Wut ist unbequem, zielgerichtet und fordert Auseinandersetzung. Sie fordert die Männer auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Sie fordert die Männer auf, sich klar gegen das Thema Männergewalt zu positionieren.
Diese Wut ist gut.
Sie ist ein Motor für Veränderung.