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14.12.2021 Tirol

Zu­kunft der Al­ten­pfle­ge

Alter Leidenschaft

Österreichs Pflegekräfte leiden unter Überstunden, psychischer Belastung und zu wenig Personal.

Erst vor kurzem haben sich in Innsbruck bei einer Demonstration dutzende Pflegerinnen und Pfleger auf der Straße versammelt, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Für die Gewerkschaft gilt schon längst „Code Red“. Die Politiker seien sich des Ernstes der Lage nicht bewusst, so die Kritik. Schon jetzt gebe es einen massiven Personalmangel und durch den demografischen Wandel sowie der Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation werde der Bedarf an Arbeitskräften noch weiter steigen, heißt es.

Auch ich habe den Druck, unter dem Pflegekräfte stehen miterlebt. Einerseits selbst in meinem Beruf als Diplomkrankenschwester, andererseits während der langjährigen Pflege meiner Mutter, zuerst in häuslicher Betreuung und schließlich begleitend im Altersheim.

Die vielen Diskussionen über die Pflege haben mich dazu bewogen, mir Gedanken zu den bestehenden Möglichkeiten der Altenpflege zu machen und meine Vorstellungen für die Zukunft, die auch uns betreffen wird, mitzuteilen.

 

In Österreich gibt es verschiedene Möglichkeiten der Betreuung im Alter:

 

  1. Die Betreuung durch den Sozialsprengel

Hierbei können stundenweise Pflegeeinheiten, HelferInnen und Haushaltshilfen gebucht werden, auch Spaziergänge sind zum Beispiel möglich. Bei schwerer Demenz und ab Pflegestufe drei bis vier kommt dieses Modell allerdings nicht in Frage.

Verbesserungspotential:

Ausweiten der Angebote auf die Nacht mit Nachtdiensten der PflegerInnen.

 

  1. 24-Stunden-Pflege

Diese Form der Altenpflege ist ideal bei leichter körperlicher Pflege und eignet sich auch sehr gut bei Demenz.

Verbesserungspotential:

Sprachliche Barrieren (da Deutsch oft nicht Muttersprache) bereinigen und die Bezahlung und Organisation der Pflegehelfer verbessern.

 

  1. Wohngemeinschaften für ältere Menschen mit einer 24-Stundenpflege

Auch dieses Modell eignet sich sehr gut bei leichter Pflegebedürftigkeit und Demenz.

Verbesserungspotential:

Umsetzung sollte erleichtert werden, geeignete Wohnmöglichkeiten müssten vermehrt (von Land, Stadt, Gemeinden) zur Verfügung gestellt werden.

 

  1. Wohngemeinschaft mit jungen und alten Menschen

Hierbei unterstützen die Jüngeren der „WG“ die älteren Bewohner und übernehmen gewisse Arbeiten und Pflegetätigkeiten. Im Gegenzug werden für junge Bewohner die Wohnkosten gesenkt. Dieses Modell bietet sich an bei leichter Pflegebedürftigkeit.

Verbesserungspotential:

Auch hier müsste die Politik aktiv werden, geeignete Wohnmöglichkeiten zur Verfügung stellen und das Konzept bewerben.

 

  1. Betreutes Wohnen

Diese Form der Altenpflege eignet sich für ältere Menschen mit und ohne Pflegebedürftigkeit und wird meist vom Sozialsprengel übernommen.

Verbesserungspotential:

Bedarfsanpassung! Es müssen weitaus mehr Wohneinheiten zur Verfügung gestellt werden.

 

  1. Altersheim Tagesbetreuung

Dieses Pflegeangebot ist eine gute Option für berufstätige Angehörige, sie werden dadurch entlastet. Pflegebedürftige verbringen als Tagesgäste Zeit mit den Pflegern und Heimbewohnern. Je nach Vereinbarung sind mehrere Mahlzeiten inkludiert. Oftmals kann auch ein Transportdienst zum Hinbringen und Abholen organisiert werden.

In Frage kommt dieses Modell für Pflegebedürftige mit leichter bis mittelschwerer Demenz.

Verbesserungspotential:

Viele Altersheime haben aufgrund Personalmangels keine Kapazitäten für Tagesbetreuung.

 

  1. Altersheim

Das Altersheim spielt vor allem ab Pflegestufe vier bis fünf eine enorm wichtige Rolle, um den Ansprüchen der zu Pflegenden gerecht zu werden.

Verbesserungspotential:

Offene Kommunikation, mehr Transparenz, mehr Individualität: Angehörige könnten noch mehr einbezogen werden, das Pflegepersonal könnte sich mehr öffnen und auf die Besonderheiten der zu Pflegenden stärker eingehen – Mit der Konsequenz, dass natürlich weit mehr Personal eingestellt werden müsste.

Auch bei der Palliativpflege (die Pflege von Schwerstkranken und Sterbenden) gibt es Verbesserungspotential, insofern, dass mehr Betten zu Verfügung gestellt werden und ein Arzt vor Ort ist.

 

Es braucht mehr Personal, mehr Ressourcen & mehr Geld

Bei allen Pflegeformen besteht meines Erachtens dringender Handlungsbedarf. Ohne mehr Ressourcen wie Wohnraum (etwa für „Betreutes Wohnen“) und vor allem ohne mehr Pflegepersonal wird es nicht gehen. Viele Fachkräfte sind schlicht wegen des chronischen Personalmangels überarbeitet. In einer jüngst durchgeführten Studie klagen die Befragten egal ob in Pflegeheimen, auf Krankenstationen oder in den mobilen Diensten unisono über zu lange Arbeitstage. Es braucht dringend eine höhere Wertschätzung. Dass jede zweite Fachkraft darüber nachdenkt den Pflegeberuf aufzugeben, kommt nicht von ungefähr und ist alarmierend. Pflege ist harte Arbeit, die fair bezahlt werden sollte.

Christine Schenk
Christine Schenk

Stv. Obfrau

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